Fotografie

The World Without Us

Ausstellung in der Städtischen Galerie Iserlohn

25.04. bis 15.06.2025

Rundgang

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Einführung Rainer Danne

Liebe Gäste,

herzlich willkommen zur Ausstellungseröffnung von »Rainer Zerback. The World Without Us« (Contemplationes). Wir freuen uns sehr, Sie heute hier begrüßen zu dürfen und gemeinsam mit Ihnen die faszinierenden Werke von Rainer Zerback zu entdecken. Eine einzigartige Gelegenheit, die Welt aus einer ganz neuen und ungewöhnlichen Perspektive zu betrachten. Lassen Sie uns zusammen einen inspirierenden Abend verbringen und die Kunst genießen.

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Rezension »Iserlohner Kreisanzeiger« - 25.04.2025

Städtische Galerie zeigt Fotos von Rainer Zerback

»The World Without Us« hat Zivilisation und menschliches Sein im Wandel im Blick

Nina Tripp

Iserlohn. Es sind Bilder, die auf den ersten Blick poetische Leichtigkeit und anmutende Romantik ausstrahlen, und doch offenbaren sie eine tiefere Schicht, die zwischen friedlicher Abgeschiedenheit und einer irritierenden Leere pendelt.

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Rezension »Westfälischer Anzeiger« - 20.05.2025

Spiegelungen auf dem See

»The World Without Us«: 40 meditative Fotografien von Rainer Zerback in Iserlohn

Iserlohn – Wer mag hier schwimmen gehen? Die Wasserfläche ist für das Auge gerade noch spürbar, ein feiner Dunst auf dem Papier. Ganz fern hinten erheben sich Küstenberge wie blaues Gewölk. Wir sind also nicht in der Badeanstalt. Und doch steht da (oder schwimmt) eine Kunstinsel mit einem Sprungturm, auf den Holzplanken schillern Pfützen. Zarte dunkle Spiegelungen auf dem See versichern, dass dies keine Fata Morgana ist. Dieses Ding erscheint fehl am Platz, kein Schwimmer weit und breit. Das konkrete Freizeitgerüst bildet zur ätherischen Umgebung den größtmöglichen Kontrast. Darüber könnte man einmal nachdenken.

Und zum Nachdenken möchte Rainer Zerback mit seinen Fotografien anregen, zur meditativen Versenkung vielleicht gar. Darauf verweist der Titel »Contemplationes«, den der 1958 in Stuttgart geborene, in Ludwigshafen lebende Künstler für seine Serie wählte. Die Städtische Galerie Iserlohn zeigt eine Auswahl von knapp 40 Aufnahmen in der Ausstellung »The World Without Us«.

Der Titel, räumt Zerback ein, stammt von der Katalogautorin. Er lässt an dystopische Momente denken. Vielleicht betreten Außerirdische eine von den Menschen verlassene Welt und finden dort Dinge, Bauwerke, Einrichtungen, die zurückblieben. Das ist eine griffige Geschichte, die zu vielen Bildern so gut passt, dass es selbst den Fotografen überzeugte. Wenn man sich eine Aufnahme von 2001 ansieht, in der vorn ein rostiges, ausgeschlachtetes Autowrack in flachem Wasser liegt, während im Hintergrund ein roter Jeep steht, ohne Fahrer, dann kann man auf Ideen kommen. Oder vor der ausgebleichten Szene von 2000, wo ein Haus mit Turm und weitere Gebäude mit abgeplatztem Putz in der Horizontlinie stehen, zwischen einem blassgrauen Staubboden und einem blassblauen Himmel, dessen Wolken nur zarte Schlieren bilden. Eine Geisterstadt in Texas? Eine Einsiedelei in der Wüste? Und wer hat dieses Fahrrad am Strand zurückgelassen, das nun mit dem roten Gepäckkorb einen kleinen Blickfang abgibt in viel Blassgelb, das kaum Unterschiede zwischen Himmel und Erde macht?

Die Erzählung einer entvölkerten, gefährdeten, unwirklichen Welt schöpft den Reiz dieser Aufnahmen lange nicht aus. Zerback hat diese befremdlichen Bilder nicht zufällig gefunden. Er hat manches davon gesucht, anderes zufällig gesehen und anschließend die analogen Fotografien im Labor und am Computer bearbeitet. So entstanden die extrem künstlichen Farben, die wirken, als hätte man alte verschossene Urlaubsfotos ausgeschlachtet. Oder wie extreme Überbelichtungen. Diese pastellenen Rosas und Bleus wie von Babywäsche. In diesen Szenen fühlt der Blick sich unwohl, man muss sich anstrengen, um das richtig zu lesen. Und es geht um optische Gewichte: In einer Strandaufnahme hat er Menschen digital wegretuschiert und aus kompositorischen Gründen einen Mülleimer hinzugefügt.

Zerbacks eigener Titel für die Serie, Contemplationes, richtet die Aufmerksamkeit auf das weniger Erzählerische, mehr Visuelle dieser Arbeiten, die keine Titel tragen und keine Ortsangaben. Man schaue nur auf diese Straße in den blaustichigen Nebel, die in der Bildmitte zugleich aufhört und nicht aufhört, weil offensichtlich die Asphaltierung und die Markierung enden, aber der Weg erkennbar weitergeführt wird. Hier wird Fotografie als grafische Technik betrieben. In einer anderen Aufnahme von 2001 nimmt ein Kornfeld fast drei Viertel der Bildfläche ein, durch die Bearbeitung bilden die reifen Ähren eine ungleichmäßige weiß-gelbe Schraffur, und erst am hohen Horizont findet man eine Scheune, einige Bäume und einen fernen Kirchturm, die die Szenerie in der Realität verankern. Eine andere Aufnahme erscheint wie eine konstruktivistische Komposition horizontaler Linien in unterschiedlichen Blauwerten. Erst der Nahblick verrät, dass wir vor einem feingefliesten Schwimmbecken stehen.

Den glücklichen Moment verschmäht Zerback nicht. Dann gelingt ihm die Aufnahme eines tieffliegenden Gänseschwarms (2015). Die Vögel bilden eine lange Linie filigraner Zeichen, die sich im Wasser spiegeln, wie die Zeile eines chinesischen Gedichts.

Bis 15.6., mi–fr 15–19, sa 11–15, so 11–17 Uhr, Tel. 02371/217 1940, www.galerie-iserlohn.de, Katalog, Kerber Verlag, Bielefeld, 38 Euro

Ralf Stiftel
Westfälischer Anzeiger, 20.05.2025, S. 22

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